Couches, Phönixe und unechte Dörfer

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Natürlich hab ich mein Versprechen wieder einmal nicht gehalten, und keinen Blogpost über den Sommer verfasst. Aber da ihr ja alle die Knowledge habt, wird mich deswegen niemand verurteilen, oder? 😉 Da nun auch in Peking schon der Herbst Einzug gefunden hat, werde ich also, anstatt Reisegeschichten von vor Monaten aufzuwärmen, von kürzer zurückliegenden Abenteuern berichten.

Ich bin nun schon wieder 7 Woche zurück in China. Die meisten unter euch kennen ja den Grund, weshalb ich überhaupt hier bin: die wundervolle Frau an meiner Seite. Leider ist Kasia gerade noch in Polen, wo sie vergangenen Donnerstag ihren Master erfolgreich abgeschlossen hat! An dieser Stelle ein riesiges Shoutout an dich, meine Liebe! Du bist eine der engagiertesten, willenstärksten  und ehrgeizigsten Personen die ich kenne und es gibt wenige Menschen die verrückt genug sind aber auch die Kraft aufbringen können, während einem Masterstudium auch noch in einem völlig fremden Land einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren! DU kannst unglaublich stolz auf dich sein, weil du hast wirklich Tolles geleistet! Ich kanns kaum erwarten dich von vorne bis hinten zu verwöhnen wenn du endlich deinen Hintern wieder nach Peking bewegst!

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Nachdem ich es eigentlich abgrundtief hasse, alleine zu sein und auch einen schwer an FOMO erkrankt bin (für die Non-Millenials unter euch, das ist das Akronym für die “fear of missing out”), hab ich über die letzten Wochen versucht so gut wie möglich nicht allein zu sein und neue sowie alte Leute zu treffen um  nicht in eine Depression zu verfallen. Die neuen Leute waren in meinem Fall hauptsächlich Gäste die ich über die Plattform Couchsurfing (CS) bei mir zu Gast hatte. Für jene unter euch, die noch nie etwas von Couchsurfing gehört haben, vielleicht eine kurze Erklärung: Es handelt sich bei CS um eine Website, auf der man ein Profil erstellt und in weiterer Folge seine Couch (daher auch der Name) oder ein Gästebett Gästen, die eine Anfrage gestellt haben, zur Verfügung stellt. Wenn die Wohnsituation keine Gäste zulässt, kann wahlweise auch nur “gesurft” werden und man kann selbst auf Reisen bei Couchsurfern wohnen. All dies ist in diesem Fall gratis! Für manche ist die Vorstellung, einen Fremden bei sich unterzubringen, ihnen vielleicht sogar einen Schlüssel zur Wohnung zu geben und deine Küche und Toilette nutzen zu lassen eine ganz komische. Zugegeben, man muss wirklich großes Vertrauen in das Gute im Menschen haben und natürlich gibt es Couchsurfer die auch schon schlechte Erfahrungen damit gemacht haben. Persönlich muss ich allerdings sagen, dass jede meiner Erfahrungen auf Couchsurfing bis jetzt einen äußerst positives und einzigartiges Erlebnis war. Sowohl beim Surfen als auch beim Hosten. Jede einzelne Person die ich durch Couchsurfing getroffen habe, hatte etwas interessantes zu sagen und mich als Person geprägt. Viele Teilen ihre Philosophien, Reiseanekdoten oder Ansichten, oder ließen mich meine teilen (#spreadtheknowledge). Ich finde Couchsurfing ist eine großartige Möglichkeit, Leute mit toller Einstellung und ansteckender Abenteuerlust zu treffen. In den letzten Wochen hatte ich also Couchsurfer aus den USA, Kanada, Frankreich und Israel entweder zu Gast, habe sie zum Pubquiz mitgenommen oder ihnen  einfach ein bisschen die Stadt gezeigt. Als “Gegenleistung” wurde ich dafür eingeladen auf Besuch in Vancouver, Auckland oder Jerusalem zu kommen.

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Für die “alten” Leute hatte ich in den letzten Wochen zwei Wiedersehen mit guten Freunden. Das erste liegt nun schon ein paar Wochen zurück und führte mich ins schöne Qingdao. Ihres Zeichens eine nette Küstenstadt in der östlichen Shandong Provinz und ca. Eine 4,5-stündige Zugfahrt von Peking entfernt. Außerdem hat sie nicht zufällig den gleichen Namen wie eine der beliebtesten und größten Biermarken Chinas: Tsingdao. Dieser Brauerei wurden nämlich in eben dieser Stadt Anfang des 20. Jahrhunderts von Deutschen Einwanderern gegründet. Außerdem findet eben dort das jährlich das Qingdao International Beer Festival statt. Dieses Festival war indirekt auch der Grund, weshalb ich mich für ein Wochenende nach Qingdao begab. Der direkte Grunde war eine meiner guten Freundinnen und ehemaligen Studienkolleginnen in Graz, Selina. Zwei Österreicher die sich also nach über zwei Jahren wieder in China treffen! Die Welt ist ein Dorf. Selina war nicht zufällig in China sondern war den Großteil des Sommers in Qingdao und hat dort mehr als 30 Shows mit den sogenannten Phoenix Fire Dancers im Rahmen des Bierfestivals abgeliefert. Auf dem Weg nach Qingdao war ich mir nicht ganz sicher, was ich erwarten sollte doch ich wurde keinesfalls enttäuscht. Das Bierfestival selbst könnte man als billigen, sehr chinesischen Abklatsch des berühmt-berüchtigten Oktoberfests beschreiben. Nachdem beim Ankommen mein Taxifahrer bereits beinahe eine Gruppe sturzbetrunkener Chinesen überfahren hätte, wurde ich eine Minute nach dem Aussteigen von einem weiteren sturzbetrunkenen Chinesen von seinem Moped aus angehupt, kurz bevor er einfach im Stehen von seinem Roller stürzte. Aber das Festival besteht nicht nur aus abstürzenden, strunz besoffenen Chinesen. Tatsächlich gibt es eine lustige Mischung aus riesigen Bierzelten, kleineren (auch deutschen!) Brauereien, die ihre flüssigen Produkte anbieten und mehr Essensständen als irgendein anderes Festival, auf dem ich bis jetzt gewesen bin. Chinesen glauben wohl nicht an das Motto “eatin’ is cheatin’” (Shoutout an big daddy Steven O’Neill an dieser Stelle!)

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Natürlich gab es auch mehrere Bühnen, auf denen Performances aller Art zum Besten gegeben wurden. Unter anderem eben auch die tägliche, atemberaubende Show der Phoenix Fire Dancers. Da ich am letzten Wochenende zu Besuch war, hatte ich das Glück die allerletzte Show zu sehen. Wer sich im Entertainment Business ein wenig auskennt weiß, dass gerade die letzten Shows immer ein Spektakel darstellen, da sich die Protagonisten oft einfach eine Gaude machen. Man nehme also 120 Artisten aus der ganzen Welt, die brennende Keulen, Räder und was weiß ich auf der Bühne herum schwingen und werfen, ein herzzerreißendes Duo das mit einem helium Luftballon herumschwirrt, füge eine tolle Choreographie, geniale audiovisuelle Show unterstützt durch 6 live Drummer (interessanterweise auch alle aus Österreich!) hinzu und mische das Ganze mit Bier: et voilá, hat man eine wirklich unterhaltsame Show! Jetzt waren diese 120 Artisten natürlich schon seit 6 Wochen mehr oder weniger 24/7 auf einem Haufen und haben sich dementsprechend schon sehr gut gekannt, nichts desto trotz haben sie mich für dieses Wochenende sehr herzlich als “einen von ihnen” aufgenommen! Danke Seli, für das geile Wochenende!

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Die zweite “reunion” passierte am vergangenen Wochenende, als mich mein chilenischer homie Alejandro in Peking besuchte. Alejandro kenne ich aus meiner Zeit in den USA, als ich als native speaker an der St. John’s University tätig war. Über die Jahre hinweg sind wir in Kontakt geblieben und nachdem Alejandro zur Zeit in Kambodscha lebt, hat er die Chance ergriffen und besuchte mich für ein langes Wochenende in Peking. Nachdem ich unter der Woche arbeite musste sich Ale von Mittwoch bis Freitag tagsüber selbst beschäftigen doch am Samstag nahmen wir an einer der unzähligen Tagestouren teil, die auf WeChat zu finden sind. Da Ale natürlich das Kästchen mit der großen Mauer abhaken wollte, entschlossen wir uns nach Gubei Watertown zu fahren, welches praktischerweise direkt neben Simatai, einem besonders steilen Teil der chinesischen Mauer, liegt. Begleitet von zwei meiner neuen Kollegen, Julian und Katy, machten wir uns also mit dem Coachbus auf nach Gubei. Ohne Verkehr schafft man es in ca. 2 Stunden, doch da es in Peking eigentlich immer irgendwelche Staus gibt, benötigten wir rund drei.

Gubei selbst ist ein sehr interessantes “Dorf”. Wenn man es nicht weiß, würde einem wohl nie auffallen, dass diese künstliche Stadt erst vor ein paar Jahren erbaut wurde und ein Nachbau des Dorfes Wuzhen, weiter südlich nahe Shanghai gelegen, darstellt. Das Dörfchen ist bildhübsch und wirklich sehenswert allerdings kommt es einem manchmal ein wenig wie ein chinesisches Freilichtmuseum oder eine Art historischer Vergnügungspark vor. Es gibt zahlreiche Restaurants, Essensstände und kleine Geschäfte, in denen man von Musikinstrumenten, über Kleidung, Schmuck und Souvenirs alles bekommen kann. Um zur Simatai Mauer zu gelangen, muss man erst einmal das ganze Dörfchen entweder per pedes oder mit dem Boot durchqueren. Um auf die Mauer zu kommen, hat man dann zwei Optionen: entweder eine 7-minütige Gondelfahrt oder eine gute Stunde raufwandern. Ursprünglich wollten wir die sportliche Option wählen, doch da einige nicht das passende Schuhwerk dabei hatten und andere auch ein wenig vom Kater des Vorabends geplagt waren, entschieden wir uns für den Faulpelz-Weg und somit die Gondel. Leider waren größere Teile der Mauer an diesem Wochenende abgesperrt und so konnten wir uns eigentlich nur zwischen 3 Türmen hin und her bewegen. Nichts desto weniger wurden wir für unsere Faulheit mit einer atemberaubenden Sicht an einem wunderschönen, blau-klaren Traumtagerl belohnt (Die Luft ist in den letzten Wochen großteils generell sehr gut und fast täglich mit unter 40 AQI beinahe europäisch unterwegs).

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In Gubei gibt es eigentlich nicht sehr viel zu tun, außer zwischen den vermeintlich uralten Gebäuden herum zu schlendern, sich für Essen anzustellen oder darauf zu warten, dass die Sonne untergeht. Wenn es nämlich dunkel wird, verwandelt sich Gubei in eine komplett andere Stadt. Überall gehen Lichter oder Laternen an, das ganze Dorf wird sehr atmosphärisch und trägt daher auch den Spitznamen “town of stars”. Sogar die künstliche Kirche auf einem Hügel (in der ich übrigens mein seltsamstes Kirchenerlebnis ever zwischen essenden und am Handy spielenden Chinesen hatte) wird von LED beleuchteten Rehen umgeben, die man bei uns höchstens zu Weihnachten aufgestellt sieht. Da auch die Nacht sehr klar war, der Mond hell erstrahlte und die Stadt so schön beleuchtet war, entschlossen wir uns auch noch zu einer romantischen Bootsfahrt um den Tagesausflug ausklingen zu lassen. No homo.

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Bevor zurück zum Bus mussten, sahen wir noch einen Laternenshow, die aber natürlich China sei Dank nicht besonders traditionell war, sondern bei der ca. 100 Drohnen in Luft stiegen um verschiedenste Formationen im Himmel zu bilden. Ich hatte bereits in Qingdao so eine ähnliche, aber nochmal um ein Eitzerl spektakulärere Drohnenshow gesehen. Auf jeden Fall gab diese Showeinlage dem Dorf noch mehr das Feeling eines chinesisch-historischen Disneylands.

Nachdem ich Alejandro wieder nach Kambodscha entlassen musste, war ich in der letzten Woche wieder “all by myseeeeelf” und habe auch mein Couchsurfing Profil inzwischen auf “not accepting” gestellt. Eigentlich hätte ich nämlich vor zwei Tagen für meinen Golden Week Urlaub nach Indonesien auf die molukkschen Inseln fliegen sollen. Leider hat mir das chinesische Zivilgericht einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem sie mir vorübergehendes Ausreiseverbot auferlegten. Aber das ist eine Geschichte für den nächsten Blog…. Alles was ich dazu sage ist: Wer erinnert sich an meinen Radunfall im vergangen Jahr?

Bis dahin, bleibt fresh und teilt die Knowledge!

Bussis aufs Bauchi,

Euer neighborhood bear.

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