Disclaimer: Nachdem dieser Text im Flieger direkt neben meinem guten Freund Benjo verfasst wurde, ließ es ebendieser sich nicht nehmen, ein paar „funny meme easter eggs“ einzubauen. Wer alle 3 findet, bekommt eine Belohnung!
Etwas mehr als fünf Wochen habe ich nun in Europa verbringen dürfen aber habe währenddessen nicht einmal daran gedacht, mir die paar Stunden zu nehmen, die es braucht um einen neuen Blogpost zu schreiben. Nun sitze ich bereits wieder im Flieger und schreibe. (Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung sitze ich mittlerweile im Hostel im wunderschönen Cartagena). Los geht’s in Richtung Mittel- und Südamerika. Genauer gesagt starte ich mit meinem guten Kumpel und Kindheitsfreund Benjo aus Costa Rica und in insgesamt 8 Wochen geht es dann hinunter in Richtung Ecuador, wo ich dann einen 5-wöchigen Kurs für Englischlehrer belegen werde. Wie ihr also lesen könnt, der Schreibstoff geht mir in nächster Zeit bestimmt nicht aus, manchmal fällt es mir nur schwer mir die Zeit dazu zu nehmen, etwas auf’s Papier bzw. auf den Bildschirm zu bringen. Aber! Es gibt immer ein großes Aber und meines ist, dass wenn ich etwas verspreche ich auch vor habe das einzuhalten. Daher widme ich die nächsten paar Absätze einer meiner größten Leidenschaften und ganz genau vielleicht sogar meinem absolutem Lieblingsevent überhaupt: dem World Scout Janboree und insbesondere die 24. Ausgabe davon.
Wenn du das liest, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass ich dich entweder sowieso durch die Pfadfinder kenne oder, dass du zumimndest jemanden bei den Pfadfinder kennst. Wenn das auf dich zutrifft, kannst du getrost die nächsten zwei Absätze auslassen und dann weiterlesen, wenn du das siehst: (*)(*) (ja, mir ist bewusst, dass das aussieht wie die weibliche Brust und ja, ich habe diese Zeichenkombination genau aus diesem Grund ausgewählt). Für all jene, denen Pfadfinderei nichts weiter sagt, als das fernsehen-geprägte Bild Kekse verkaufender und Abzeichen sammelnder kleiner Kinder, sind die nächsten Absätze vielleicht interessant. Die „World Organization of the Scout Movement“ ist ihreszeichens die weltweit größte Bewegung für Jugendliche. Es existieren überhaupt nur 5 Länder, in denen es gar keine „Pfadis“ gibt und insgesamt sind es weltweit über 40 Millionen aktive Mitglieder. Die Idee des Gründers der Pfadfinder, Lord Robert Stephenson Smith Baden Powell, und der Bewegung allgemein ist relativ simpel: „Lasse die Welt ein wenig besser zurück, als du sie vorgefunden hast.“ Dieses Zitat könnte man auch gut und gerne als Zusammenfassung und vielleicht sogar als Mit-Auslöser für meine eigene, kleine „Knowledge Bewegung“ hernehmen. Die Philosophien, Methoden und Arten und Weisen der Pfadfinderei geschehen genau vor diesem Hintergrund, die Welt zu verbessern. Ich selbst bin seit meinem siebenten Lebensjahr aktiver Pfadfinder und bin meinen Eltern sehr, sehr dankbar, dass sie sich damals dazu entschieden haben, mich zu den Pfadis zu schicken. Die Pfadfinderei hat mein Leben sehr stark beeinflusst und ich wäre ohne sie heute höchstwahrscheinlich nicht dort wo ich bin.
Wenn man mich fragt, ist das World Scout Jamboree (WSJ) das Epitom und Highlight einer jeden Pfadfinderkarriere. Das erste Jamboree überhaupt fand vor fast genau 100 Jahren in London mit einer süßen Teilnehmerzahl von 8000 Pfadfindern statt. Heutzutage werden Jamborees in einem Vierjahresrhythmus veranstaltet und Veranstalter werden anhand umfassender Bewerbungen von einem Gremium ausgesucht. Teilnehmer sind zwischen 14 und 18 Jahren alt, was bedeutet, dass jeder Pfadfinder zumindest zeitlich gesehen genau ein einziges Mal die Möglichkeit hat ein Jamboree zu besuchen. Ich hatte 2007 am 21. WSJ in Großbritannien, gleichzeitig auch das 100-jährige Jubiläum der Pfadfinderbewegung, die Möglichkeit als 15-jähriger an diesem Spektakel teilzunehmen. Diese beeindruckende Erfahrung vor 12 Jahren könnte man vielleicht als meine „Einstiegsdroge“ zum Weltenbummler-Dasein bezeichnen. Ein 15-jähriger Otto-Normal Österreicher hat einfach nicht die Möglichkeit Flöße zu bauen, Klettern oder Bogenschießen zu gehen oder an Nachhaltigkeitsworkshops mit Jugendlichen aus Ländern wie Mexiko, Brasilien oder Zimbabwe teilzunehmen. Diese ganz spezielle Veranstaltung vor 12 Jahren hat definitv einen mehr als bleibenden Eindruck hinterlassen.
Aber nur ein Mal als Teilnehmer an einem Jamboree teilnehmen zu können, bedeutet keineswegs, dass man nur ein einziges Mal auf ein Jamboree fahren darf. Die Pfadfinderbewegung an sich ist völlig ehrenamtlicher Natur. Erwachsene investieren viel Zeit, Schweiß und Blut und nicht selten viel Geld um der, meines Erachtens mit Abstand wichtigsten Altersgruppe – den Kindern und Jugendlichen – die Möglichkeit zu geben eine positive Veränderung in unserer Gesellschaft herbeizuführen. Gerade dieses Konzept der Freiwilligkeit unterscheidet die Pfadfinderei von vielen anderen geldgetriebenen Jugendvereinigungen. Auf weiterfolgenden Jamborees hat man also folgende Optionen um trotzdem „dabei sein zu können“ (und das ist ja bekanntlich alles, was zählt): 1. als Teil des Internationalen Service Teams (auch IST genannt und die Option, für die ich mich die letzten drei Male entschied), 2. als Jugendleiter bzw. Patrullenbetreuer oder 3. als Teil des Kontigent Management Teams. Alle der eben genannten Optionen setzen die Leistung eines (alles andere als geringen) Lagerbeitrages vorraus. Die verschiedenen teilnehmenden Nationen werden nach ihrem BIP und anderen wirtschaftsökonomischen Faktoren in 4 Kategorien eingeteilt. Auf dem Papier bedeutet das, dass weniger wohlhabendere Länder einen deutlich geringen Beitrag bezahlen müssen als jene Teilnehmer und Freiwilligen aus „reichen“ Ländern. Wiederum ein löbliches Konzept allerdings sieht es in der Realität oft so aus, dass aus vielen Ländern dennoch nur Pfadfinder aus der mittleren Oberschicht+ an einem Jamboree teilnehmen können. Böse Zungen würden sogar meinen, dass es sich bei einem Jamboree um ein „elitäres Event“ handelt, was natürlich genau dem Gegenteil des Pfadfindergedanken entspräche. Allerdings kann ich diesen bösen Zungen nicht gänzlich beipflichten. Einige werden sich nun denken: Warum bezahlt jemand Geld um seine Freizeit aufzuwenden um für zwei Wochen als Müllmann zu arbeiten oder jeden Tag um 3:30 Früh aufzustehen um für 10,000 Menschen Essen zuzubereiten. Die Erklärung ist sehr einfach: Etwas zurück geben und in die „Gefallensbank“ (Danke Papa!) einzuzahlen. Dies sind für mich zwei der offensichtlichsten Gründe aber es geht noch viel weiter als das.
(*)(*) So. Nun hoffe ich, dass ich die Hintergründe ausreichend erklärt habe. Jetzt mehr zum letzten Jamboree, der 24. Ausgabe dieses „friedlichen Treffens aller Stämme“ (so die eigentliche Bedeutung des Wortes Jamboree). Dieses Jamboree war ein ganz besonderes vor allem in Hinsichg auf das Veranstaltungsland. Bzw. DIE Veranstaltungsländer. Zum ersten Mal überhaupt gab es nämlich nicht nur eines sondern gleich DREI einladende Pfadfinderverbände: Mexiko, Kanada und die USA. Selbstverständlich wäre es wohl ein wenig kontraproduktiv die 30,000 Teilnehmer und die zusätzlichen 10.000 freiwilligen erwachsenen Helfer auf drei Orte aufzuteilen. Daher haben sich die austragenden Nationen darauf geeinigt, das Jamboree in einem der größten und vielseitigsten Outdoor und Abenteuerreservate das ich je gesehen habe auszutragen: Das Summit Bechtel Reserve im wunderschön natur-belassenen US-Staat West Virginia (Bester Beweis dafür: die unzähligen Rehe überall auf dem Gelände und der ein oder andere Schwarzbär, der von der Neugierde getrieben seinen weg in unser Camp fand). Von den mir angebotenen Reisewegen schien es mir am sinnvollsten nach Charlotte, North Carolina zu fliegen und mich von dort via Shuttlebus zum Lagerplatz zu begeben. Eine der Hauptaufgaben der IST ist es dafür zu sorgen, dass der Lagerplatz bereit für die Teilnehmer ist und alle notwendigen logistischen Schritte zu setzen, so dass ein reibungsloser Ablauf für die Teilnehmer gewährleistet werden kann. Das bedeutet natürlich eine verfrühte Anreise und auch obwohl der größte Schwall an anreisenden Pfadfindern erst kommen sollte, waren bei meiner Ankunft in Charlotte sofort zahlreiche Pfadfinder zu sehen. Einer von ihnen war es auch, der mich sofort zum Shuttlebus leitete, der uns nach West Virginia bringen sollte.
Schon Monate vor Beginn des Jamborees wurde mir ein Job im „Green und Recycling Team“ angeboten. Als Teil der „communication und liaison squad“ hatte ich mir erhofft, zum Beispiel Workshops zu so wichtigen Themen wie Nachhaltigkeit und Recycling zu leiten. Tja, Denkste. Meine eigentliche Rolle für die zwei Wochen des Jamborees hatte mit Workshops tatsächlich kaum etwas zu tun. Die Aufgabe unseres Teams war es nämlich, dafür zu sorgen, dass in allen Programmbereichen ausreichend Mülleimer zur Verfügung stehen, diese richtig gekennzeichnet sind und alle Programm-Verantwortlichen Bescheid wissen, mit welchem System Recycling und Mülltrennung passieren soll. Nichtsdestotrotz wurde mir recht schnell bewusst, dass ich in der Welt der Jamboree-Jobs den Jackpot geknackt hatte. Diese Einsicht hatte mehrere Gründe. In erster Linie durfte ich Teil eines großartigen, internationalen Teams sein: Pfadfinder aus den USA, Schweden, Großbritannien, Chile, Kolumbien, Bolivien, Portugal, Schweiz, Deutschland und der Tschechischen Republik waren vertreten (Special Shoutout an das Herz und die Seele unseres Teams: Momma Kay, eine der herzlichsten und hilfsbereitesten Menschen, die ich je getroffen habe und die sich großmütterlich um das ganze Team gekümmert hat, indem sie immer wieder Snacks und Süßigkeiten bereitstellte und somit sicher ging, dass niemand mit Gewichtsverlust aussteigen würde. Außerdem agierte sie in den ersten Tagen des Jamborees als meine persönliche Chauffeurin). Der zweite Grund waren die kleinen aber feinen Gefährte namens UTV (Utility Task Vehicle) die unserem Team auf Grund der Natur unserer Tätigkeit zur Verfügung standen. Das Summit Bechtel Reserve ist beinahe 50km² groß und dementsprechend können die Wege sehr weit werden. Die meisten IST mussten nämlich entweder zu ihren Arbeitsbereichen laufen oder diverse Shuttlebusse in Anspruch nehmen. Nicht aber das Recycling Team, bitches! Der dritte und vielleicht angenehmste Aspekt unserer Arbeit war die eigentliche Tätigkeit mit all den Vorteilen die sie mit sich brachte. Da wir für die verschiedenen Programm-Bereiche verantwortlich waren, hatten wir natürlich auch die Möglichkeit fast alles zu sehen, dass das Jamboree zu bieten hatte. Ein paar Highlights: Eine 2km lange Zipline über einen See, Mountainbiking Strecken, ein riesiger Skatepark, Kayaken, Raften, eine „Faiths and Beliefs Zone, ein Global Village, ein Nachhaltigkeitsbaumhaus, ein Regenbogen Cafe und (weil wir sind ja immer noch in Amerika) ein unfassbar großer Schießstand. Der vierte und allerwichtigste Grund für meine Begeisterung war, dass ich meine Jause am liebsten neben Mistkübeln esse und daher immer gemütlich während der Arbeit zu Mittag essen konnte! Bevor das Lager überhaupt offiziell eröffnet worden war, hatte ich schon allein durch meine Arbeit die meisten Areale gesehen: Mistkübel wurden aufgestellt und beklebt und Menschen wurden instruiert, wie sie Müll zu trennen haben. Schweren Herzens muss ich leider schreiben, dass die Kommunikation wohl nicht gut geklappt hat und die Resultate des gesammelten Recycling- versus Restmüll alles andere als umwerfend waren. Es waren mehrere Dinge, die auf diesem Jamboree (und auch auf allen, an denen ich zuvor teilgenommen hatte) nicht perfekt organisiert waren (z.B. Unmengen an Einwegplastik das verwendet wurde). Aber natürlich zeigt das ganz einfach „nobody’s perfect“ und ich hoffe, dass die Organisatoren ihre Lektion für’s nächste Mal gelernt haben.
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Ehrenamtlich arbeiten und an vielen der tollen Angebote teilnehmen zu können sind natürlich schon einmal eine Fetzengaude für sich. Was mich aber alle vier Jahre wieder auf Jamborees wie einen Magneten auf’s Jamboree zieht (und warum ich mir geschworen habe, dass ich – soweit es mir familiär und gesundheitlich möglich sein sollte – auf jedes weitere Jamboree zu fahren) sind die unglaublichen Menschen und die Atmosphäre die sie kreieren. Ich male euch schnell ein Kopfbild: 40.000 Menschen die sich zum größten Teil noch nice zuvor begegnet sind. Menschen aus 150 verschiedenen Ländern. Menschen mit verschiedenen Hautfarben, verschiedenen Kulturen, verschiedenem Glauben, aus verschiedenen sozialen Schichten, aus den verschiedensten Fachbereichen, mit verschiedener Erziehung. Einfach fucking verschiedene Menschen! Die Mehrheit dieser Menschen sind auch stolz auf ihre Herkunft, sie scheuen sich nicht ein gesundes Maß von Patriotismus an den Tag zu legen. Sie singen Lieder in ihrer Muttersprache, spielen Spiele aus ihren Ländern, kochen die leckersten Gerichte aus ihren Regionen, tanzen Volkstänze usw. Nichtsdestotrotz behaupte ich, dass sich ein Jamboree insofern von jeder x-beliebigen, derart heterogenen Community in einem riesigen Punkt unterscheidet: Jede einzelne Person ist so offen und tolerant wie nur vorstellbar. In der Pfadfinderei gibt es meinen Platz für Hass, politischen Konflikt (sehr wohl jedoch für konstruktiven Diskurs!) oder vorturteilsgetrieben Abschätzungen. Für mich persönlich ist das Jamboree das nächste was an eine „judgement free zone“ herankommt. Auf Jamborees hatte ich noch nie das Gefühl, dass mir jemand vorschreibt wer ich zu sein habe oder in eine Rolle drängt, in der ich mich nicht wohl fühle. Ich kann ich selbst sein und es wird Leute geben, die mich dafür wertschätzen wer ich bin. Wenn ich Scheiße baue, werden sie mich direkt darauf hinweisen aber sie werden mir auch sagen, wie ich es beim nächsten Mal besser machen kann. Wenn ich etwas erreicht habe, werden sie mich dafür angemessen feiern. Das ist es, was für mich den Jamboree-Geist ausmacht. Diese Art von bedingungsloser Toleranz findet man in unserer heutigen Gesellschaft sehr selten und sie ist es, warum ich jetzt schon so auf das 25. World Scout Jamboree in Südkorea in vier Jahren brenne.
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Ich könnte noch weiter so dahinschmachten und es gibt so viel Stories und Anekdoten aus diesen zwei Wochen bei diesem großartigen Event. Eine davon möchte ich gerne herausstreichen, weil sie meines Erachtens sehr gut zeigt, warum es mehr solcher globaler Events benötigt um unsere Menschheit zu einer besseren zu machen. Mein Lieblingstag eines jeden internationalen Pfadfinderlagers ist der Culture Day (abgesehen von Pizza-Montag). Der Culture Day auf diesem Jamboree sollte dabei keine Ausnahme darstellen. Man stelle sich vor, den ganzen Tag zwischen Zelten herumzuspazien, hier und da Gerichte und Spezialitäten aus aller Welt zu probieren, Performances aus aller Welt zuzusehen und zu -hören, die mehrere Woche Vorbereitung erfordert haben, und einfach zur Abwechslung auch Mal ein wenig stolz darauf sein wo man herkommt. Selbstverständlich auf gesunde nicht-nationalistische Weise. That’s Culture Day. Dieses Mal wurde der Culture Day von einer sogenannten „Unity Ceremony“ beschlossen. Zeremonien sind auch ein wichtiger Teil eines jeden Jamboree’s und ich bin mir sicher, dass ein beträchtlicher Teil des Budgets für die 3 Hauptzeremonien (Eröffnung, Unity und Abschied) in den Sand (bzw. in Form von Feuerwerken in den amerikanischen Himmel, ein weiterer Punkt, der vielen – wie auch mir – missfiel) gesetzt wurden. Der Teil der Unity Ceremony der am meisten Eindruck hinterließ war hingegen zur Gänze kostenlos. Die drei Moderatoren der Zeremonie, einer aus jedem Austragungsland und natürlich auch Pfadfinder, hatten einen besonderen Gast auf der Bühne, der durch die Feierlichkeiten führen sollte: Ein Stammesältester einer der Stämme, die schon seit tausenden von Jahren in West Virginia ansäßig sind. Dieser Stammesälteste hatte eine ganz besonderes, persönliches Ziel. Er wollte den „Spirit of Humanity“, also den Geist der Menschlichkeit, in den 40.000 Anwesenden herbei beschwören. Viele mögen nun meinen, dass sich das ein wenig sekten-mäßig anhört und ich will auch gar nicht bestreiten, dass sich mehrere Aspekte der Pfadfinderei nicht großartig von „wirklichen“ Sekten und Kulten unterscheiden aber das ist hier nicht der Punkt. Besagter Stammesälteste rief den Spirit of Humanity, indem er mehrere gläubige Pfadfinder aus verschiedensten Religionen und Glaubensbekenntnissen einlud, ein Gebet aus ihrem respektivem Glauben zu rezitieren. Ich habe mich wirklich konzentriert und versucht, bei allen Gebeten so gut als möglich zuzuhören (was ob der verschiedenen Akzente und Sprachbarrieren nicht immer ganz einfach war) und war danach wirklich erstaunt: Jedes einzelne Gebet hatte die gleiche Kernaussage. Egal ob aus dem Buddhismus, dem Katholizismus, dem Islam oder anderen, weniger bekannten Religionen wie ‚Science‘. Die Botschaft die vermittelt werden sollte, war die gleiche und zwar die Unterschiede der Menschlichkeit endlich hinter uns zu lassen und zu akzeptieren, dass wir alle in einem sprichwörtlichen Boot namens Erde sitzen und wir kein Rettungsboot als Ersatz haben. Es wurde immer wieder betont, dass wir alle nichts anderes als Brüder und Schwestern sind und GEMEINSAM dafür zu sorgen haben, dass unser Boot nicht untergeht. Völlig egal an welchen Gott wir glauben, völlig egal wo wir diesem Glauben zu Folge nach dem Leben, wie wir es kennen, sein werden. Immer wieder wurde betont, dass wir dies GEMEINSAM tun müssen und das wir es allerspätestens JETZT tun müssen. Wir müssen ethnische, religiöse oder „rassenmotivierte“ Unterschiede hinter uns lassen um als eine einzige menschliche „Rasse“ voranschreiten zu können. Selbstverständlich ist mir klar, wie kitschig sich das vielleicht anhören mag, aber all diese Gebete zu hören hat mich dazu gebracht, wirklich aktiv über dieses äußerst komplexe Problem, dem wir als Menschheit unserer Generation gegenüberstehen, nachzudenken. Denn wenn man logisch darüber nachdenkt, gibt es tatsächlich keine Argumente gegen diesen Glaubens- bzw. Überzeugungsansatz. Sogar trotz dem leicht lächerlichen Ende der Zeremonie, als der Spirit of Humanity nach einer Nachdenkminute des Schweigens erfolgreich beschwören worden war und sich ein, über die gesamte Bühne erstreckender, aufblasbarer, weißer Adler erhob (‚Murrica, fuck yeah), bin ich der Meinung, dass diese fantastische Zeremonie die Werte und Überzeugungen der Pfadfinderei perfekt unterstreicht: Es geht darum, verantwortungsbewusste Teilnehmer unserer Gesellschaft zu sein, uns um unseren Heimatplaneten gut zu kümmern und jene Menschen zu ignorieren, die so hart daran arbeiten uns mit Hass, Gier und Rassismus zu spalten, um selbst davon zu profitieren. Für mich persönlich ist es genau das, was es ausmacht ein Pfadfinder zu sein und warum es für mich eine der wertvollsten Lebenserfahrungen überhaupt ist. Ich kann genau aus diesem Grund jeder zukünftigen Mutter und jedem Vater in Spe wärmsten empfehlen, seinen oder ihren Kindern zumindest nahe zu legen, das Pfadfindern einmal auszuprobieren oder vielleicht selbst auch in späten Jahren noch damit zu beginnen. Denn eines ist ganz sicher: Es ist nie zu spät, unsere Welt zu einem lebenswerteren Ort für alle zu machen!
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Ich belasse es nun bei diesem (wie ich finde) schönen Schlusssatz, denn wie ihr lest, könnte ich noch für ein paar Seiten so weiterschreiben. Wenn ihr neugierig geworden seid und noch mehr Anekdoten oder Schwänke vom Jamboree hören wollt (wie z.B. die, als mein Gemächt in einer Kaffeemaschine stecken blieb), erzähl ich jederzeit gerne. Es gibt noch viele, viele mehr zu erzählen, würde aber den Rahmen vermutlich sprengen.
Dieses Mal werde ich nichts versprechen, da ich mir während dem Reisen noch schwerer tue, Zeit zum schreiben zu finden. Aber die nächsten Weihnachtsferien kommen bestimmt also bleibt geduldig ihr loyalen Leser von bearnecessities.
So weit so gut, Bearhugs und Bussis auf die Bauchis rund um die Welt!
Euer friendly neighborhood bear.